"Ersatz-Eltern" gesucht

01.02.1999

Amt für Kinder, Jugendliche und Familien möchte dauerhafte Lebensperspektive für Kinder / Intensive Vorbereitung der künftigen Pflegeeltern

(SMS) Das Leben hatte bisher nur wenig Positives für sie zu bieten. Mißhandelt, vernachlässigt, eingesperrt, sexuell mißbraucht, geschlagen oder tagelang allein gelassen - viele Lebensgeschichten der vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familien betreuten Kinder gleichen einem Schreckensszenario. In diversen Heimen untergebracht, sollen die Kinder mit Expertenhilfe ihre gravierenden traumatischen Erfahrungen aufarbeiten. Zur gleichen Zeit stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Amtes vor einer schwierigen Aufgabe: Sie suchen über die Grenzen von Münster hinaus nach einer dauerhaften Lebensperspektive für die vom Schicksal Benachteiligten. Ziel ist die Aufnahme der Kinder in eine intakte Pflegefamilie.

Ist die Suche nach "Ersatz-Eltern" für Säuglinge und Kleinkinder noch relativ unkompliziert, gestaltet sie sich für ältere Kinder ab vier Jahren umso schwieriger. Die immer wiederkehrenden Geschichten von Mißbrauch oder Verwahrlosung und die damit verbundenen tiefgreifenden Störungen erfordern intensive Beratungen und sensible Kontakte zwischen Kindern, möglichen Pflegeeltern und Mitarbeitern des Pflegekinderteams. Fünf Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sind hier ausschließlich für den Bereich "Adoption und Pflegevermittlung" zuständig.

Solidarität mit dem Kind

Die Aussicht auf einen glücklichen Ausgang einer tragischen Geschichte motiviert Annette Tenhumberg und Joachim Schmitt vom Jugendamt jeden Tag auf’s Neue: Unablässig suchen die Sozialarbeiter fähige und kompetente Bewerberinnen und Bewerber, denen es gelingt, ein Zugehörigkeitsgefühl des Kindes zu seiner neuen Familie aufzubauen. Wichtig sei dabei vor allem das Einfühlen der "Ersatz-Eltern" in die kindlichen Bedürfnissse. "Wenn sich die Pflegeeltern mit dem Kind solidarisch erklären", so Joachim Schmitt, "dann ist schon viel gewonnen." Gemeinsames Ziel aller Beteiligten sei es, das Kind gesund an Leib und Seele aufwachsen zu lassen.

Beim schwierigen Weg von der ersten Überlegung über die Entscheidung für ein Pflegekind bis hin zur dauerhaften Betreuung stehen die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes beratend zur Seite. Annette Tenhumberg: "Wir bieten eine intensive Vorbereitung in Form von Gruppenarbeit für die Bewerber an, die sich nach den ersten Abklärungsgesprächen näher mit der Integration von Kindern in neue elterliche Beziehungen auseinandersetzen möchten."

Frühe Lebenserfahrungen müssen korrigiert werden

Häufig stehe fest, betont Annette Tenhumberg, "daß die Kinder nicht mehr in ihre frühere häusliche Umgebung zurückkehren können." Die Pflegeeltern stünden dann vor der schwierigen Aufgabe, die frühen Lebenserfahrungen von diesen Kindern korrigieren zu müssen. "Der Weg dahin", so Mitarbeiter Alwin vor der Brüggen, "ist oftmals lang und beschwerlich, aber trotz vieler Mühen eine mit Freude verbundene, spannende Herausforderung." Es sei unerläßlich, "daß Pflegeeltern sich im klaren darüber sind, mit welchen Erwartungen und Zielen sie sich auf ein älteres Kind einlassen wollen".

Auch wenn der Wechsel des Kindes von der Ursprungs- in die Pflegefamilie nach behutsamer Kontaktanbahnung endlich geschafft ist, bleiben die städtischen Sozialarbeiter Ansprechpartner für die Familien. Egal, ob Probemlösungen bei Erziehungsfragen oder psychologische Hilfe: Gemeinsam mit den Pflegeeltern wird nichts unversucht gelassen, um den weiteren Lebensweg des jeweiligen Kindes positiv zu gestalten - hin zu den lang verwehrten Sonnenseiten des Lebens.

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