Malerei, Installation und Plastiken - Arbeiten der Atelierstipendiaten 1998/2000

30.10.2000

Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp zeigt Werke von Peter Paul Berg, Ulrich Genth, U

(SMS) Zwei Jahre haben sie, ausgewählt von einer Jury, als Stipendiaten der Stadt Münster in mietfreien Ateliers arbeiten können - Peter Paul Berg, Ulrich Genth, Uwe Hardt und Jutta Meschede. Arbeiten, die in dieser Zeit entstanden sind, präsentiert die Städtische Ausstellungshalle Am Hawerkamp jetzt in einer Ausstellung. Die künstlerische Werkschau der Jahre 1998 bis 2000 umfasst Malerei, Installationen und Plastiken.

Peter Paul Berg hat in der Halle verschiedene Farbwände platziert. Er arbeitet zwar mit Farbe und Fläche, aber seine Fragestellung als Maler ist alles andere als eine Auseinandersetzung mit einem Illusionismus. "In seinen Kunstwerken geht es wie auch bei den drei anderen Künstlern dieser Ausstellung um eine erfahrbare Tatsächlichkeit", so Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Hawerkamphalle. "Seine Streifenbilder sind subtil, aber auch eine exakte Dokumentation von dem Malprozess selbst". Nimmt der Betrachter sich ausreichend Zeit, kann er Beginn und Ende einer Pinselführung ablesen. Wie eine unmittelbare Notation der Arme, Hände und der Körperbewegung. Und dadurch wird eine nahezu bezaubernde Wahrnehmung erzeugt.

Kunst und Leben als Gegensätze - Jutta Meschede betrachtet sie als spannungsgeladene Synthese. Diese fordert allerdings auf zur Reflexion über die Künstlichkeit unserer zeitgenössischen Realität. Oder, noch genauer: Über den Körper als Vehikel dieser Realität zu erfahren. In den Plastiken der Künstlerin sind Reste von Körperteilen zu sehen, deformiert und tansformiert zu einer eigenständigen skulpturellen Form. Extrem realistische Details - Haare, Bauchnabel, Zehen, Pferdehufe - wirken wie beängstigende Störungen, die das Skulpturelle wieder in den Bereich einer lebendigen Realität zurückholen. Ist unser Körper uns doch fremd? Diese Frage wird von Jutta Meschede radikal gestellt.

Uwe Hardt spielt mit den Bedeutungsmöglichkeiten einer Modellhaftigkeit. Er hat eine treppenähnliche Konstruktion geschaffen, eine Treppe, die kein Ziel hat. Quasi eine architektonische Mutation, die gleichzeitig wie eine kraftvolle planimetrische Plastik wirkt. Seine zweite, mehrteilige Arbeit spielt mit den Gedanken über urbane Landschaften als Kommunikationszentren. Die abstrahierten Satellitenschüsseln wirken wie gigantische Wanzen neben der miniaturhaften städtischen Silhouette auf einer Sockelkonstruktion. Hardts Plastiken bestechen durch ihre formelle Schönheit und verspielten Charakter. Sie beunruhigen gleichermaßen durch ihre Thematisierung einer Architektur als ambivalenten Ort für einen menschlichen Aufenthalt.

Beunruhigende Ambivalenz - dies gilt auch für die Installation von Ulrich Genth. Er plündert in seiner Installation die Alltagswelt. Mit Hilfe von Spielzeug-Modelleisenbahn-Mobiliar hat er einen Platz gestaltet - intim und zugleich öffentlich gemeint. Um diesen Platz zu sehen, ist der Betrachter gezwungen, auf eine Treppe zu steigen. Er stößt dann fast in Augenhöhe auf diese Miniaturwelt und fühlt sich plötzlich als Voyeur ertappt. Die kleine Idylle wirkt plötzlich wie ein kaltes Untersuchungsobjekt.

Ob Gleise ohne Eisenbahn, Bahnhöfe mit Rasen, Blumen und exotischen Vögeln, Kühlschränke, die Wärme ausstrahlen und von außen kühlen - Ulrich Genth, der Enkel einer minimalistischen Tradition, stellt auch in seinen anderen Werken immer wieder Gewohntes radikal in Frage. Er ist in gewisser Weise ein "künstlerischer Betrüger": Lässt er doch zunächst an Phänomene glauben, die doch unglaubhaft sind. So sieht man selbstverständliche Dinge in einem neuen Licht - aus der Unaufmerksamkeit dieses Selbstverständnisses wird der Betrachter dieser Kunstwerke wach.

Seit 1985 vergibt die Stadt Münster per Juryentscheid Atlelierstipendien an junge professionell arbeitende Künstlerinnen und Künstler. Zwei Jahre lang können sie in städtischen Räumen, oft sind es nicht benötigte Schulräume, ihre künstlerische Arbeit weiterentwicklen und in Münster weiter tätig sein. Zum dritten Mal nach 1996 und 1998 präsentiert die Hawerkamphalle die Arbeiten der Stipendiaten (bis 3. Dezember).

Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 16 - 20 Uhr, Samstag und Sonntag 12 - 18 Uhr.

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