Münster. (SMS) Mit einer neuen Notunterkunft in der ehemaligen York-Kaserne erweitert die Stadt Münster ihre Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen. Im Laufe des August sollen in drei Gebäuden auf dem Gelände 300 Plätze geschaffen werden. Ergänzend zu den 200 in der ehemaligen Wartburghauptschule, die bereits seit Februar als Notunterkunft des Landes genutzt wird und noch im Juli um 70 Plätze erweitert wurde.
Seit Januar sind 77 000 Flüchtlinge nach NRW gekommen, 2014 waren es insgesamt 40 000. Derzeit kommen gut 5000 pro Woche. Die Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes mussten bereits vorübergehend wegen Überfüllung schließen. Die örtlichen Bezirksregierungen suchen vor Ort intensiv nach Notunterkünften, damit Flüchtlinge nicht im Freien schlafen müssen. "In dieser Ausnahmesituation geht es um schnelle und dennoch menschenwürdige Lösungen", sagt Oberbürgermeister Markus Lewe. "Nach sorgfältiger Abwägung aller Möglichkeiten ist die York-Kaserne zurzeit die einzige kurzfristig machbare Lösung."
Sie hat ausreichend Kapazitäten, ist auf Wohnen ausgerichtet, die Gebäude sind in gutem Zustand, die Versorgung mit Strom, Wasser etc. kann wiederhergestellt werden. Die nicht unerheblichen Kosten trägt das Land. Zudem mangelt es an Alternativen: Auf dem privaten und gewerblichen Immobilienmarkt gibt es keine freien Liegenschaften. Andere leer stehende Behördengebäude sind zu klein oder räumlich ungeeignet. Die Oxford-Kaserne wird bereits von der Stadt selbst für die Erstaufnahme und ab Frühjahr 2016 auch für die längerfristige Unterbringung der ihr zugewiesenen Flüchtlinge genutzt.
"Wir sind dankbar, bei der Notunterkunft in Gremmendorf wieder auf die vier Hilfsorganisationen setzen zu können", freut sich Thomas Paal über das professionelle Miteinander von Johanniter, Deutschen Roten Kreuz, Arbeitersamariterbund und Malteser Hilfsdienst, das sich schon in der Wartburgschule bewährt hat. Sie betreuen die Flüchtlinge vor Ort im Auftrag des Landes. Signalisieren aber auch, dass sie weitere Notunterkünfte an ihre Grenzen brächten.
Die Zahl der Flüchtlinge in den beiden Notunterkünften in Münster wird auf die Quote der Flüchtlinge angerechnet, die der Stadt längerfristig zugewiesen werden. Auch dort ist der Druck groß, werden schon jetzt z. B. mit Wohnpavillons in Containerbauweise Übergangslösungen geschaffen.
Die Gebäude in der York-Kaserne werden für ein Jahr als Notunterkunft zur Verfügung stehen. "Die Suche nach Standorten für Landesunterkünfte muss aber weitergehen", so Lewe. Er hat eine entsprechende Anfrage an den Bund bezüglich der Nutzung weiterer Kasernen in Münster gestellt. Denn klar ist: Die mit großer Beteiligung der Bürgerschaft entwickelten Planungskonzepte für Gremmendorf werden von dieser Zwischennutzung nicht beeinträchtigt. Sie werden im Konversionsprozess zurzeit weiterentwickelt.
Ankaufsverhandlungen, Altlasten-Check, Bauleitplanung etc. brauchen ihre Zeit. An der bisherigen Terminplanung ändert sich nichts. Das gilt auch für die Oxford-Kaserne.
Die Turnhalle am Hallenbad Hiltrup, als kurzfristige Notunterkunft für knapp 70 Flüchtlinge Mitte Juli eingerichtet, wird mit Betrieb der York-Kaserne aufgegeben.
Hintergründe zu Flüchtlingen in Münster
In den Erstaufnahme-Einrichtungen und Notunterkünften des Landes bleiben Flüchtlinge in der Regel nur wenige Wochen, manchmal sogar nur Tage. Hier werden sie registriert, untersucht, stellen ihren Asylantrag. Sie werden betreut, zentral mit Essen versorgt, für die Kinder besteht keine Schulpflicht. Die Flüchtlinge können sich im Umfeld der Einrichtung frei bewegen, ob zum Einkauf oder Spaziergang.
Die rund 2300 Menschen, die im Juli 2015 als zugewiesene Flüchtlinge in Münster leben, bleiben in der Regel mehrere Monate hier, bis ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist. Sie werden dezentral im Stadtgebiet untergebracht und betreut mit dem Ziel, dass sie hier selbständig und integriert leben. Die Kinder gehen in Kitas und Schulen, es gibt Sprach- und Orientierungskurse, Auszugsmanagement und Rückkehrberatung. Dabei wird die Stadt von Wohlfahrtsverbänden, Initiativen, Kirchengemeinden, Freiwilligen und anderen unterstützt. Mehr Infos dazu im Internet: www.stadt-muenster.de/sozialamt
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27.07.2015