Münster (SMS) Der amerikanische Lyriker Charles Bernstein gründete Anfang der 1970er Jahre die Language Poetry mit, eine literarische Avantgardebewegung. Für sein breit aufgestelltes und hochkomplexes poetisches Werk hat die Stadt Münster den 1950 in New York geborenen Autor am Sonntag, 10. Mai, mit ihrem Preis für Internationale Poesie geehrt. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe überreichte dem Dichter, der zugleich als Literaturwissenschaftler, Verleger und Übersetzer tätig ist, die Auszeichnung zum Abschluss des Internationalen Lyrikertreffens im Erbdrostenhof.
Münsters Poesiepreis würdigt seinem Stiftungszweck aus dem Jahr 1993 nach immer auch eine Übersetzungsleistung. So teilt sich Bernstein den mit 15 500 Euro dotierten Preis mit den Dichtern Tobias Amslinger, Norbert Lange, Léonce W. Lupette und Mathias Traxler sowie mit der Wiener Gruppe Versatorium, einem Zusammenschluss junger Forscher um den Autor Peter Waterhouse. Sie haben in den Bänden „Gedichte und Übersetzen“ (2013) und „Angriff der Schwierigen Gedichte“ (2014) das Werk des Amerikaners ins Deutsche übertragen und dessen Poesie - ähnlich experimentell - um- und weitergedichtet.
Münsters Oberbürgermeister unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des Preises in der Hochschulstadt Münster, in der 158 Nationen friedlich zusammenleben. „Poesie birgt viel Power, Energie, Kraft“, so OB Lewe, „denn sie besetzt Themen, die im Kopf und im Herzen wachsen“.
Charles Bernstein experimentiere „so souverän wie risikoreich mit den literarischen Formen und Genres“, urteilte die Jury um Sprecher Urs Allemann. Die Poesie des Lyrikers umfasst von Dada angeregte Lautgedichte, liedhaft komponierte Stücke, Textcollagen, Parodien, gesellschaftskritische Verse. Für die Übersetzerin Marie Luise Knott ist es ein „vielfältiges und vielstimmiges Werk“. Die Verse Bernsteins seien regel- und klanggeleitet, spielen mit intertextueller Montage, halten sich klug zum Narren und schlagen die unterschiedlichsten Töne an. Knott in ihrer Laudatio: „Durch die geregelte Überschreitung der syntaktischen und klanglichen Gewohnheiten sucht Bernstein die Grenzen des Sagbaren zu überrennen. Seine Übersetzer folgen ihm hierbei aufs Herrlichste.“
Die Stadt Münster vergibt den Poesiepreis alle zwei Jahre für einen Gedichtband und dessen eigenständige Übersetzung. Preisträger 2013 waren der karibische Dichter und Literaturnobelpreisträger Derek Walcott und dessen Übersetzer Werner von Koppenfels.
Die Preisträger 2015: Charles Bernstein sowie Judith Aistleitner, Tobias Amslinger, Katharine Apostle, Gabriela Attems, Aida Besirevic, Regis Bonvicino, Julia Dengg, Helmut Ege, Monique Ehmann, Nino Idoidze, Norbert Lange, Katharina Lehner, Léonce W. Lupette, Natalie Neumaier, Astrid Nischkauer, Miriam Paninski, Marlies Peter, Miriam Rainer, Julia Rosenkranz, Anja Sander, Katharina Schindl, Michael Traxler, Nina-Victoria Truskawetz, Peter Waterhouse, Jennifer Weiss, Katharina Widholm, Franz Vala und Anna Zalesko.
Fotos (4):
Empfang im historischen Friedenssaal und Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Münster: Preisträger Charles Bernstein (r.) und Oberbürgermeister Markus Lewe. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Die Stadt Münster ehrte ihre Preisträger mit einem Festakt im barocken Erbdrostenhof (v.l.): Charles Bernstein, Oberbürgermeister Markus Lewe, Peter Waterhouse für die Wiener Gruppe Versatorium und Norbert Lange für das deutsche Übersetzerquartett. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Vor dem barocken Erbdrostenhof: Alle Preisträger stellen sich mit Vertretern der Stadt und Hermann Wallmann (l.) vom Literaturverein zum Gruppenbild. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Blick in den Festsaal, während Urs Allemann die Begründung der Jury vorträgt. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
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Pressemitteilungen
10.05.2015
Die Grenzen des Sagbaren überrennen
Vielstimmiges Werk: Stadt Münster zeichnet Charles Bernstein mit dem Poesiepreis aus / Ehrung im Erbdrostenhof auch für zwei Übersetzergruppen
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