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Mallinckrodt
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Jesuitenkolleg, 1920 (Rekonstruktionszeichnung -
Bildnachweis) |
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Die Geistlichen waren im geistigen und kulturellen Leben der Stadt unabdingbar.
Neben der Festkultur fallen hier besonders der humanistische Kreis um Bernhard
von Mallinckrodt, den Domdechanten, auf, dem auch der Stadtarzt Dr. Bernhard
Rottendorff angehörte. Besonders eng verbunden waren Geistlichkeit und
Bildung im rekatholisierten Münster. Im 16. Jahrhundert gab es - neben
den sogenannten Winkelschulen, die von Privatpersonen unterhalten wurden -
vier Schulen: die Stiftsschulen von St. Mauritz, St. Ludgeri und St. Martini
sowie die Domschule, das "Paulinum". Mit der Niederlassung der
Jesuiten in Münster in einem eigens errichteten Kolleg ab 1588 und der
Übernahme des "Paulinums" wurden ihre fortschrittlichen
Lehrmethoden und der - gemäß den Ordensregeln - unentgeltliche
Unterricht zum Erfolgsmodell. Die Niederlassung der Jesuiten in Münster
1588 konnte erst durch eine testamentarisch verfügte Stiftung des
Domdechanten Gottfried von Raesfeld und die politische Protektion des
neugewählten Fürstbischofs von Münster, Ernst von Bayern
(zugleich Erzbischof von Köln) erreicht werden und rief heftigen Protest
hervor. Der Stadtrat hatte die Jesuiten lange hintertrieben - man befürchtete
eine Schwächung des Einflusses durch eine Vergrößerung der
kirchlichen Autonomie. Zudem galt die Societas Jesu als konfessionell
kompromißlos. Ihre Bildungsreform war jedoch ein durchgreifender Erfolg.
Neben den steigenden Schülerzahlen sind mehrere Versuche einer
Universitätsgründung zu nennen.
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