Handel, Handwerk und Geselligkeit


Rotes Buch

Goldschmiede

Kramer

Buchdrucker


  

Wappentafel der münsterischen Gilden, 1598 (Bildnachweis - höhere Auflösung: 89 kB)
  
Für eine Stadt wie Münster, einst führendes Mitglied der Hanse, gehörten Kaufleute und Handwerker zu den wichtigsten Gruppen der Stadtgesellschaft. In der führenden Stellung, die sie innehatten, vertraten sie zwei grundsätzliche Interessen: Erstens waren sie bemüht, mögliche Konkurrenz gering zu halten, und zweitens strebten sie nach politischer Mitbestimmung. Zu diesem Zweck hatten sich die Kramer und die Handwerker schon frühzeitig zu einzelnen Bruderschaften oder Gilden zusammengeschlossen. Am Anfang des 15. Jahrhunderts gründeten 17 münsterische Gilden durch Zusammenschluß die sogenannte "Gesamtgilde" und gaben sich selbst eine Art Verfassung, die im "Roten Buch" überliefert ist. Durch diesen Schritt konnten die Handwerker und Kaufleute ihren Einfluß auf das politische Leben beträchtlich erweitern. Sie entsandten bald eigene Vertreter in den Stadtrat. Die Kaufmanns- und Handwerkergilden (letztere wurden anderenorts Zünfte genannt) dienten aber nicht nur der Durchsetzung und Wahrung der eigenen Interessen, sondern gewährten ihren Mitgliedern auch Rechtsschutz und soziale Fürsorge. Außerdem dienten sie dem geselligen Leben; so wurden etwa familiäre Ereignisse (z. B. Hochzeiten) und besondere Tage des (Kirchen-)Jahres (wie etwa Karneval) im Kreis der Gilden gefeiert. Daneben gab es eigene Karnevalsbruderschaften, die besonders den sittenstrengen Jesuiten ein Dorn im Auge waren. Ebenso existierten Berufe, die keine bruderschaftlichen Organisationsformen kannten, insbesondere solche, deren Vertreter keine ausreichende zahlenmäßige Stärke erreichten, wie etwa die Buchdrucker.
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