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Rotes Buch
Goldschmiede
Kramer
Buchdrucker
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Für eine Stadt wie Münster, einst führendes Mitglied
der Hanse, gehörten Kaufleute und Handwerker zu den wichtigsten
Gruppen der Stadtgesellschaft. In der führenden Stellung, die sie
innehatten, vertraten sie zwei grundsätzliche Interessen: Erstens
waren sie bemüht, mögliche Konkurrenz gering zu halten,
und zweitens strebten sie nach politischer Mitbestimmung. Zu diesem
Zweck hatten sich die Kramer und die Handwerker schon frühzeitig
zu einzelnen Bruderschaften oder Gilden zusammengeschlossen.
Am Anfang des 15. Jahrhunderts gründeten 17 münsterische
Gilden durch Zusammenschluß die sogenannte "Gesamtgilde"
und gaben sich selbst eine Art Verfassung, die im "Roten Buch"
überliefert ist. Durch diesen Schritt konnten die Handwerker und
Kaufleute ihren Einfluß auf das politische Leben beträchtlich
erweitern. Sie entsandten bald eigene Vertreter in den Stadtrat.
Die Kaufmanns- und Handwerkergilden (letztere wurden anderenorts
Zünfte genannt) dienten aber nicht nur der Durchsetzung und
Wahrung der eigenen Interessen, sondern gewährten ihren
Mitgliedern auch Rechtsschutz und soziale Fürsorge.
Außerdem dienten sie dem geselligen Leben; so wurden
etwa familiäre Ereignisse (z. B. Hochzeiten) und besondere
Tage des (Kirchen-)Jahres (wie etwa Karneval) im Kreis der Gilden
gefeiert. Daneben gab es eigene Karnevalsbruderschaften, die
besonders den sittenstrengen Jesuiten ein Dorn im Auge waren.
Ebenso existierten Berufe, die keine bruderschaftlichen Organisationsformen
kannten, insbesondere solche, deren Vertreter keine ausreichende
zahlenmäßige Stärke erreichten, wie etwa die Buchdrucker.
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