Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

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Klarissenkloster und Clemenshospital

Großbauten verändern ein Stadtquartier

Stephan Winkler

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Das Clemenshospital

Clemenshospital vor dem Zweiten Weltkrieg

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Die Fortschritte der Wissenschaften, die mit der Aufklärung zunehmend Verbreitung fanden, brachten auch für die Krankenfürsorge andere Rahmenbedingungen. Das Hospital, das im Mittelalter eher für soziale Randgruppen sorgte und der Armenfürsorge diente, entwickelte sich schrittweise zum Krankenhaus im heutigen Sinne. Das Besondere an den neuen Krankenhäusern war, dass jede Art von Krankheit ärztlich behandelt wurde und so auch Aussicht auf Heilung bestand. Viele Fürsten bemühten sich, mit Hilfe der neuen Krankenhäuser das Elend der Armen zu vermindern.

1732 stiftete Fürstbischof Clemens August in Münster 100.000 Gulden, um ein Kloster und ein Hospital "zu mehrerem Troste seiner Unterthanen in ihren Krankheiten" zu errichten. Mit der Pflege der Kranken beauftragte er die "Brüder des heiligen Johannes de Deo", die zunächst 1733 ein vorläufiges Hospital am heutigen Hindenburgplatz eröffneten. Da dort aber kein Kloster gebaut werden konnte und auch die Möglichkeiten zur Erweiterung stark beschränkt waren, kauften sie dem Domkapitel die so genannte Niesing- oder St.-Pauli-Freiheit zwischen Hundestiege und Loerstraße ab. Architekt des Klosters und des Hospitals war Johann Conrad Schlaun, der die Arbeiten nach neunjähriger Bauzeit 1754 abschließen konnte.

Die Brüder nahmen nur heilbare männliche Kranke auf, die sie ohne Ansehen der Konfession und Herkunft pflegten. Ansteckende oder unheilbar Kranke wurden abgewiesen, dies war besonders in Zeiten von Seuchen und Epidemien ein Problem. Die Brüder kümmerten sich auch um "Irre und Wahnsinnige", und versorgten Arme unentgeltlich. Dies hatte auf Dauer eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zur Folge, die so erheblich wurde, dass 1814 sogar das Silbergerät der Clemenskirche verkauft werden musste. Die Brüder überalterten, 1815 gab es nur noch drei Mitglieder im Alter zwischen 62 und 73 Jahren, die die gesamte Krankenpflege leisten mussten.

1811 wurde das Hospital in ein städtisches Krankenhaus umgewandelt, das sieben Jahre später den Namen Clemenshospital annahm. 1818 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation, da das Krankenhaus das Kapital der aufgehobenen Klöster Ringe und Verspoel und des ehemaligen Gast- und Irrenhauses St. Martini erhielt. Dafür versorgte das Krankenhaus von nun an auch weibliche Kranke. Der spätere Oberbürgermeister Johann Hermann Hüffer holte 1820 die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern oder Elisabetherinnen, die 1808 von Clemens August Freiherr Droste zu Vischering gegründet worden war, zur Pflege ins Hospital. Das Krankenhaus nahm seitdem eine positive Entwicklung. 1899 wurden zwei Erweiterungsflügel an der Loerstraße und an der Hundestiege angebaut. Beim Bombenangriff am 10. Oktober 1943 wurde das Krankenhaus zerstört, der Wieder aufbau nach dem Krieg fand am Düesbergweg statt.

Die Kerngebäude des Krankenhauses liegen ebenso wie die zum Kloster gehörige Clemenskirche außerhalb des heutigen Parkplatzes. Lediglich das Südende des 1901 fertig gestellten Barbaraflügels, die Küchentrakte sowie das Wasch- und Kesselhaus konnten daher bei der Grabung dokumentiert werden. Allen diesen modernen Bauten war gemeinsam, dass ihre Fundamente aus tief eingegrabenem Stahlbeton waren. Dadurch wurden viele ältere Befunde stark gestört, die in ihrer Bedeutung daher nur noch schwer zu erfassen waren.

Fundamente des

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Von den Gebäuden, die vor den letzten Erweiterungen des Krankenhauses gestanden haben, ist der zugunsten des Barbaraflügels abgerissene „Irrenturm“ besonders erwähnenswert. Er beherbergte sechs Geisteskranke und wurde genau auf dem 1745 zugeschütteten Wassergraben gebaut, der immerhin über einen Zeitraum von 300 Jahren genutzt worden und entsprechend verschlammt war. Der unsichere Baugrund stellte die Erbauer des Turms vor Schwierigkeiten. Sie trieben in einem Raster von circa 40cm starke Eichenbalken in den Untergrund, deckten sie mit einer horizontalen Bohlenlage ab und errichteten darauf das Backsteinfundament für den Turm, der über eine außenliegende Wendeltreppe von Osten zugänglich war.


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